„Ms Schumacher! Hello!“

Fremde Menschen begrüßen mich selten mit Namen, doch dieser äußerst freundliche Busfahrer nahm mir dann auch noch höflich das Fahrrad ab und wünschte mir eine gute Reise.

Bei mir gab das auf jeden Fall Pluspunkte und ein gutes Gefühl für die neunstündige Fernbusfahrt in die Niederlande

Ja, die Fahrt war anstrengend und lang (kein Wunder bei dem ausladenden Schlenker über Hamburg, Bremen und Groningen). Da ich aber über Nacht gefahren bin, war sie zeitlich auch äußerst effektiv, günstig. Die meiste Zeit habe ich geschlafen. Um 07:15 Uhr an diesem Freitagmorgen Anfang Juni erreichte der Fernbus pünktlich den ZOB am Bahnhof Sloterdijk im Westen von Amsterdam. Vor mir lag eine ca. 10 km lange Fahrt nach Zeeburg, wo sich ein Campingplatz befindet, der von der Innenstadt und dem Hauptbahnhof weniger als 5 km entfernt ist. Die Route führte mich einmal quer durch die langsam erwachende Stadt, die so angenehm leer und etwas erfrischend im leichten Nieselregen des Morgens daher kam.

bicycle amsterdam
A rainy mornig in Amsterdam

Ich war bisher einmal in der Amsterdam und hatte damals wenig Zeit – und kein Fahrrad dabei! Diesmal sollte alles anders sein und nachdem das Wetter in den kommenden Tagen auch immer besser und sonniger wurde, konnte ich auch eine ganze Menge erleben in einer der Fahrradstädte weltweit.

„Bicycle, bicycle…“

Fahrräder. Fahrräder sind wahrlich überall. Jeder nutzt sie zu jeder Gelegenheit. Doch nicht nur die Amsterdamer legen ihre täglichen Wege damit zurück,  auch für Touristen ist es das Fortbewegungsmittel der 1. Wahl. Radverleihe gibt es quasi überall. Man fährt allein, zu zweit, zu dritt – je nach Ausstattung des Rades. Gepäckträger haben sie laut Stereotyp Hollandrad alle: Am liebsten vorn noch zusätzlich einen mit einer großen Plastikkiste darauf oder einem Korb. Das typische Amsterdamer Rad hat einen Stahlrahmen, gern auch mit Doppelrohr beim Herrenmodell oder in der ebenso geschlechtsunabhängigen Version mit tiefem Einstieg. Man fährt relativ gemächlich damit durch die Straßen. Es sei denn man hat es eilig, dann wird gestrampelt bis die Waden brennen. Denn viele Gänge hat das Rad nicht, wenn es überhaupt welche besitzt.

Auf meinen ersten 10 km in Amsterdam konnte ich durchgängig auf einem Radweg, Radstreifen oder in einer verkehrsberuhigten Straße fahren. Während meines gesamten Aufenthalts hatte ich immer den Eindruck, dass Radfahrer das Straßenbild stark prägen und beherrschen. Immer, egal zu welcher Tageszeit, sind sehr viele Menschen geradelt. Dabei muss man sich auch daran gewöhnen, dass Radfahrer wirklich überall sind, nicht nur auf den gut ausgebauten Radwegen. Besonders an Kreuzungen muss man sich als Fußgänger vorsehen. Denn nicht nur Scharren an Fahrradfahrern sind unterwegs, auch Roller düsen zuhauf knapp an einem vorbei. Eine Tatsache, die ich als recht unangenehm empfunden habe, da das Tempo dieser doch teils recht hoch ist und diese dann für mein Empfinden auf dem Radweg nichts zu suchen haben. In Amsterdam sieht man das auf jeden Fall anders, denn Roller gab es überall.

So lässt es sich leben

Ich hätte den Großteil der Zeit am liebsten nur in Cafés gesessen und Leute beobachtet, was ich zugegebenermaßen auch viel getan habe ;-).  Allein die Masse an Radfahrern bot ein abwechslungsreiches Bild. Helme und Sportbekleidung sah ich dabei jedoch nie – außer, man fuhr wirklich auf einem sportlichen Rad zu Trainingszwecken.

Amsterdam ist wunderschön grün und die Innenstadt durchzogen von unzähligen Grachten.

Die kleinen Straßen und Gassen sind leider jedoch teils so von Touristen überrannt,  dass ich froh war, schnell wieder abbiegen zu können und eine Straße weiter wieder die blumengeschmückten Häuser mit nur wenigen Menschen genießen zu können. Nicht entgehen lassen, sollte man sich auf jeden Fall den Vondelpark im Westen, der mit kleinen Seen und Brücken und einem wildschönen Parkgelände zum längeren Verweilen einlädt. Von dort läuft oder radelt man auch sehr gut zum imposanten Gebäude des Reichsmuseum vor dem in großen dreidimensionalen Buchstaben I Amsterdam steht. Noch ein Stück weiter überrascht der große Albert-Cuyp-Markt mit allerlei Tand, aber auch leckeren Snacks, Obst und Gemüse, Stoffen und Blumen. Die Gegend ringsherum bietet sich außerdem an für ein Abendessen.

Meine Amsterdam Restaurant- und Caféhighlights:
FRIETSTEEG AMSTERDAM

Heisteeg 3 ( nahe Spuistraat ), Amsterdam centrum

Hier gibt es die richtigen, echten kartoffeligen Fritten in spitzen Papiertüten in unterschiedlichen Größen. Dazu kann man aus 21 verschiedenen Soßen wählen, was entscheidungsunfreudige Menschen wie mich (oder Genießer verschiedenster Sorten) erst einmal überfordern kann. Im Zweifel geht immer was mit Chili oder Käse :-).  Satt ist man danach auf jeden Fall.

Wer aber noch Nachtisch vertragen kann, sollte sich nicht das direkt an der Singelgracht gelegene Café Lanskroon entgehen lassen.

Banketbakkerij Lanskroon
Bäckerei Lanskroon
Die Bäckerei Lanskroon von außen mit ganz viel nomnomnom im Inneren.

Singel 385 (nahe Spuistraat), 1012 WL Amsterdam

Ein Ort für echte Genießer ist das Café und die Konditorei Lanskroon. Nicht nur die auf einem Stuhl nahe der Tür schlafende dreifarbige Glückskatze sorgt für wohlige Gemütlichkeit, sondern auch der Geruch nach frisch gebackenen Stroopwafels. Die original niederländischen, buttrigen Karamelwaffelkekse werden hier zum Beispiel zusammen mit dem hausgemachten unglaublich leckeren Eis serviert. Es gibt außerdem traumhafte, köstliche Törtchen und Kuchen und wirklich guten, frischen Kaffee. Zusammen mit den freundlichen Mitarbeitern ein Ort, um lange zu verweilen. Ich wollte dort eigentlich nie wieder weg.

Für ein Mittag- oder Abendessen lohnt der Weg etwas abseits der üblichen Touristenpfade.

hummus bistro d&a
A little bit of this and a little bit of that
A little bit of this and a little bit of that

erdam

Wer die würzige und vielfältige orientalische Küche liebt und Hummus mehr, als einfach nur mag, hat im hummus bistro d & a das Paradies gefunden. Aus der offenen Küche im hinteren Teil des Restaurants strömen köstlich riechende Düfte frisch zubereiteter Speisen. Kein Wunder, dass hier viele Tische reserviert sind. Die hausgebackenen Fladenbrote und die Hummusgerichte sind ein Traum. Geruchs- und Geschmackssinn werden so vielfältig angesprochen, dass man nicht mehr aufhören mag zu essen.  Sehr zu empfehlen ist die gemischte Auswahl an Speisen, die man mindestens zu zweit bestellen muss. A bit of This & A bit of That ist ein wahrer Augenschmaus auf vielen kleinen Tellern, dank der verschiedenen Farben der Gemüse- und Pastensorten.

Eine Auswahl an internationalen Spezialitäten findet man gleich um die Ecke, ebenfalls in der nordwestlichen Innenstadt in der schmalen

Bar Kitchen Tuin10
Burgermenü T10
Vegetarisches Burgermenü im T10

Tweede Tuindwarsstraat 10, 1015 RX Amsterdam

In dieser Straße sitzt man am besten draußen, beobachtet vorbei schlendernde Menschen und genießt die Großstadt Amsterdam in einer entspannten, aber geschäftigen Atmosphäre. Die Einrichtung ist von Holz geprägt und viele Pflanzen und detailreiche Dekoration machen das T10 zu einem angenehmen Ort zum Verweilen. Die Küche ist modern und, die aus frischen Zutaten zubereiteten Gerichte schmackhaft und vielfältig. Die Burger sind zu empfehlen. Vom dazu gereichten Salat bis zu den Pommes nicht nur ein leckeres, sättigendes Essen, sondern auch sehr ansprechend anzuschauen.

Danach lockt ein Eis ein paar Meter die Straße runter.

Eisdielen gibt es sowieso viele in Amsterdam. Das Eis ist meist vorzüglich und die Auswahl riesig. So am Kanal sitzend den Abend ausklingen zu lassen, macht den echten, entspannten Amsterdamurlaub aus- auch ohne den Besuch eines Coffeshops. Der Geruch von den speziellen, benebelnden Pflanzen begleitet einen ohnehin in der gesamten Innenstadt.

Unterkunft:

In Amsterdam verhält es sich ähnlich wie in Kopenhagen. Alles ist etwas teurer als ich es von Berlin gewohnt bin. Lebensmittel, Restaurants und eben auch die Hotels und Pensionen. Wer kein günstiges Air B & B mehr bekommt, sollte sich defiintiv überlegen, ob nicht ein gemieteter Caravan oder ein Zelt auf dem Campingplatz eine Option wäre.

Camping Zeeburg

Am nächsten zur Innenstadt liegt der Campingplatz Zeeburg. Von Wasser auf einer Halbinsel gelegen und mit Anschluss zur Bundesstraße und Autobahn lässt es sich hier dort recht gut aushalten. An den Wochenenden im Sommer steht Zelt an Zelt, doch unter der Woche kann man entweder gemütlich im Gras sitzend oder im Restaurantbiergarten den Abend entspannt und mit wenig Trubel ausklingen lassen. Günstiger geht es kaum. Die 5 km Entfernung zum Hauptbahnhof sind für Berliner Verhätnisse auch eher ein Katzensprung. Man kann die Straßenbahn nehmen oder einfach mit dem Rad über Radwege und Nebenstraßen ins Zentrum radeln.

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2 Comments

  1. Danke für diesen wunderbaren Artikel, der es mir ermöglicht hat an meine Reise nach Amsterdam im letzten Sommer zurückzudenken.

    Damals bin ich auch haufenweise Fahrrad gefahren natürlich.

  2. Ich war letztes Jahr auch zum ersten Mal in Amsterdam und ich habe mir natürlich sofort ein Fahrrad ausgeliehen. Es war ganz wunderbar. Mein Hostel war etwas außerhalb und ich fuhr auf Radschnellwegen durch die Wohngebiete Amsterdams. Aber auch in der Stadt habe ich es sehr genossen. Dazu ja noch die Grachten, Häuser und Gassen. Ein Traum!

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